Auf den ersten Blick klingen die Nachrichten ähnlich: RTL will bei den Zeitschriften-Titeln von Gruner+Jahr 700 Stellen abbauen. Nun hat auch die Axel Springer SE angekündigt, bei seinen Tageszeitungen BILD und WELT Stellen zu streichen. RTL stellt etliche Zeitschriften des fusionierten Medien-Riesen ein, manche sollen verkauft werden. Auch Axel Springer denkt über ein Ende der gedruckten BILD und vor allem der Print-WELT nach. Damit enden aber schon die Parallelen der beiden Medienkonzerne.
Während Gruner+Jahr mit der Digitalisierung eher gefremdelt hat, setzt Axel Springer bewusst komplett auf digitale Medien. Vorstandschef Mathias Döpfner verfolgt die Vision vom komplett digitalen Verlag. Er weiß, dass die BILD und die WELT eines Tages nur noch im Internet wirtschaftlich erfolgreich sein können. Er weiß auch, dass Axel Springer den Fokus wieder auf Journalismus legen muss (auch wenn Axel Springer sicherlich – Beispiel BILD TV – auch nicht alles richtig gemacht hat).
Der Druck und Vertrieb sind das Teure
Vor über zehn Jahren hatte Dirk Ippen, Verleger des Münchner Merkur, auf einer Veranstaltung schon vorhergesagt: Verlage werden vor allem so lange immense Kosten und Probleme haben, so lange sie zweigleisig fahren müssen: also für Print produzieren, auf Papier drucken und auch noch den Vertrieb bezahlen sowie für das Internet die journalistischen Inhalte aufzubereiten. Fällt aber eines Tages der teure Druck und Vertrieb (bei regionalen Tageszeitungen mit eigenen Zustellern) weg, reduzieren sich auch die Kosten immens. Dies dürfte auch dahinterstecken, wenn Mathias Döpfner ankündigt, bei der BILD und der WELT das Ergebnis in den nächsten drei Jahren um 100 Millionen Euro verbessern zu wollen.
Was G+J und Axel Springer noch unterscheidet: BILD und WELT wurden als Marken gestärkt und ausgebaut. Man kann sich an den beiden Titeln und deren Inhalten reiben. Man weiß aber, was einen dahinter erwartet. BILD und WELT stehen für eine bestimmte Art des Journalismus. G+J hat diese Profilbildung ihrer Marken (wie zum Beispiel den Stern) weniger fokussiert. Und ausgerechnet die Titel, die klar für etwas stehen wie „11 Freunde“ oder „Business Punk“, stehen zum Verkauf.
Disclaimer: Bis 2002 war ich für die WELT als freier Autor tätig.