Beide bauen Stellen ab: Was Axel Springer und G+J dennoch unterscheidet

Auf den ersten Blick klingen die Nachrichten ähnlich: RTL will bei den Zeitschriften-Titeln von Gruner+Jahr 700 Stellen abbauen. Nun hat auch die Axel Springer SE angekündigt, bei seinen Tageszeitungen BILD und WELT Stellen zu streichen. RTL stellt etliche Zeitschriften des fusionierten Medien-Riesen ein, manche sollen verkauft werden. Auch Axel Springer denkt über ein Ende der gedruckten BILD und vor allem der Print-WELT nach. Damit enden aber schon die Parallelen der beiden Medienkonzerne.

Während Gruner+Jahr mit der Digitalisierung eher gefremdelt hat, setzt Axel Springer bewusst komplett auf digitale Medien. Vorstandschef Mathias Döpfner verfolgt die Vision vom komplett digitalen Verlag. Er weiß, dass die BILD und die WELT eines Tages nur noch im Internet wirtschaftlich erfolgreich sein können. Er weiß auch, dass Axel Springer den Fokus wieder auf Journalismus legen muss (auch wenn Axel Springer sicherlich – Beispiel BILD TV – auch nicht alles richtig gemacht hat).

Der Druck und Vertrieb sind das Teure

Vor über zehn Jahren hatte Dirk Ippen, Verleger des Münchner Merkur, auf einer Veranstaltung schon vorhergesagt: Verlage werden vor allem so lange immense Kosten und Probleme haben, so lange sie zweigleisig fahren müssen: also für Print produzieren, auf Papier drucken und auch noch den Vertrieb bezahlen sowie für das Internet die journalistischen Inhalte aufzubereiten. Fällt aber eines Tages der teure Druck und Vertrieb (bei regionalen Tageszeitungen mit eigenen Zustellern) weg, reduzieren sich auch die Kosten immens. Dies dürfte auch dahinterstecken, wenn Mathias Döpfner ankündigt, bei der BILD und der WELT das Ergebnis in den nächsten drei Jahren um 100 Millionen Euro verbessern zu wollen.

Was G+J und Axel Springer noch unterscheidet: BILD und WELT wurden als Marken gestärkt und ausgebaut. Man kann sich an den beiden Titeln und deren Inhalten reiben. Man weiß aber, was einen dahinter erwartet. BILD und WELT stehen für eine bestimmte Art des Journalismus. G+J hat diese Profilbildung ihrer Marken (wie zum Beispiel den Stern) weniger fokussiert. Und ausgerechnet die Titel, die klar für etwas stehen wie „11 Freunde“ oder „Business Punk“, stehen zum Verkauf.

Disclaimer: Bis 2002 war ich für die WELT als freier Autor tätig.

Chat GPT – Warum die KI noch lange keinen Journalismus kann

Es gibt derzeit kaum ein Gespräch, in dem Chat GPT, die neue Software des US-amerikanischen Unternehmens OpenAI, kein Thema ist. Es vergeht auch kein Tag, an dem beim Durchlesen von Nachrichtenwebsites oder Newslettern nicht mindestens ein Beitrag über Chat GPT zu finden ist. Der Business Insider hat berichtet, welche zehn Jobs wegfallen könnten. Darunter nennt er Medienjobs (Marketing, Content-Erstellung, Technische Redaktion, Journalismus). Gerade auf die Einsatzmöglichkeiten im Journalismus muss man aber einen differenzierten Blick werfen. Content-Erstellung bzw. Textgenerierung alleine sind nämlich noch lange kein Journalismus. Das wurde im Social-Media-Zeitalter schon oft verwechselt, dass das Übermitteln von Nachrichten gleichzusetzen ist mit Journalismus. So einfach ist diese in Artikel 5 des Grundgesetzes verankerte Aufgabe aber nicht.

Wie beim Roboterjournalismus, gibt es drei Ebenen, wie eine Künstliche Intelligenz beim Verfassen eines journalistischen Textes helfen könnte:

1. Der generierte Text ist eine Vorarbeit, ein erster Rohentwurf, der vom Journalisten anschließend angereichert wird, indem er selbst szenische Elemente, Zitate und eine persönliche Färbung einbaut. Das heißt, die KI unterstützt.

2. Die KI generiert den vollständigen journalistischen Text. Der Journalist liest nach dem Vier-Augen-Prinzip anschließend über den Text und gibt ihn – sofern er journalistischen Standards entspricht – zur Veröffentlichung frei.

3. Die KI verfasst den Text und publiziert ihn ohne Kontrolle selbstständig.

Bei 1. und vielleicht sogar noch 2. kann man von Journalismus sprechen, bei 3. nicht. Denn Journalismus ist mehr als die Generierung von Texten: Es geht neben Recherche vor allem auch um Faktencheck und Verifikation, und auch die Einordnung der Ereignisse in den aktuellen Kontext spielt eine bedeutende Rolle. Dass die KI ihre eigenen Recherchen selbst verifiziert – davon sind wir (um es vorsichtig zu sagen) noch ein Stück weit entfernt.

Natürlich gibt es noch einen weiteren Punkt, warum Chat GPT keinen Journalismus kann: Es wird (noch) nicht auf aktuelle Daten zurückgegriffen. Unmittelbar nach dem verheerenden Erdbeben in der Türkei hätte Chat GPT noch keinen Text dazu verfassen können. Hier ist Roboterjournalismus, wo weitgehend noch auf strukturierte Daten (wie Wetter, Börse und Sport) gesetzt wird, deutlich brauchbarer für den Journalismus. Allerdings wird es nur eine Frage der Zeit sein, bis eine KI (es muss ja nicht Chat GPT oder das nun von Google angekündigte „Bard“ sein) auch in Echtzeit mit unstrukturierten Daten Texte verfassen kann.

Chat GPT kann den Pressekodex (noch) nicht

Doch auch dann sind wir noch immer nicht beim Journalismus. Erst wenn die KI den Pressekodex des Presserats in ihrem Code implementiert hat (und auch befolgt), kann ein journalistischer Text aus einem Programm wie Chat GPT herauskommen. Schauen wir uns beispielhaft Ziffer 13, die Unschuldsvermutung an: „Die Berichterstattung über Ermittlungsverfahren, Strafverfahren und sonstige förmliche Verfahren muss frei von Vorurteilen erfolgen. Der Grundsatz der Unschuldsvermutung gilt auch für die Presse.“ Auch wird in Ziffer 13.2 gefordert: „Hat die Presse über eine noch nicht rechtskräftige Verurteilung eines Betroffenen berichtet, soll sie auch über einen rechtskräftig abschließenden Freispruch bzw. über eine deutliche Minderung des Strafvorwurfs berichten, sofern berechtigte Interessen des Betroffenen dem nicht entgegenstehen.“ Eine KI kann dies (zumindest Stand Februar 2023) nicht gewährleisten.

Ziffer 14 zur Medizinberichterstattung fordert: „Bei Berichten über medizinische Themen ist eine unangemessen sensationelle Darstellung zu vermeiden, die unbegründete Befürchtungen oder Hoffnungen beim Leser erwecken könnte.“ Auch diese Abwägung ist – Stand heute – von einer KI wohl nicht zu erwarten. Von Ziffer 2, der Sorgfaltspflicht, sollte man besser gar nicht sprechen.

Journalismus bedeutet – neben dem Pressekodex – Standards einzuhalten: Wird jemandem etwas vorgeworfen, so hat man ihm die Möglichkeit zur Stellungnahme einzuräumen. Und selbst wenn es nicht um Vorwürfe geht, so sollte die Gegenseite doch immer gehört werden. Eine KI kann aber noch nicht selbst zum Hörer greifen und den Betroffenen anrufen und anschließend das Zitat einbauen.

Nur der menschliche Journalist kann Verantwortung übernehmen

Doch genau dies unterscheidet Journalismus vom bloßen Publizieren (diese Diskussion hatte es auch schon gegeben, als die Unterschiede zwischen Bloggern und Journalisten aufgezeigt worden sind). Auch wenn sich die Produkte, also die Texte, am Ende vielleicht gar nicht unterscheiden mögen. Die Leistung eines Journalisten ist nicht, dass er auf irgendeinem Trägermedium (im Internet oder auf Papier) etwas verbreitet. Die Leistung eines Journalisten ist, dass er Themen erkennt und auswählt, recherchiert und verifiziert, dann Texte schreibt und schließlich publiziert. In all diesen Schritten gibt es heute hilfreiche Unterstützung durch eine KI. Diese sollte man zur Arbeitserleichterung und Qualitätsverbesserung auch dankend annehmen. Aber den Pressekodex und die journalistischen Standards einzuhalten, diese Verantwortung kann alleine der menschliche Journalist übernehmen.

Was ist das Clubhouse eigentlich?

Seit wenigen Tagen ist die neue Social-Media-App Clubhouse auch in Deutschland angekommen und hat einen regelrechten Hype ausgelöst. Aber was ist diese neue App eigentlich, die so ganz anders daherkommt als Facebook, Instagram oder Twitter?

„Clubhouse ist doch wie die re:publica!“ – mit Doro Bär auf dem Podium

Clubhouse ist ein wenig von allem – aber vor allen Dingen etwas ganz Neues. Es ist keine klassische Social-Media-App. Hier steht das Synchrone, der Live-Talk im Mittelpunkt. „Clubhouse ist doch wie die re:publica!“, hat deshalb eine Freundin als erste Assoziation gesagt. Tatsächlich ist Clubhouse eine Event-App: Mal gibt es Talks mit prominenten Personen (heute war auch Doro Bär gleich mit dabei) wie auf der Mainstage der re:publica in Berlin. Dann auch wieder nischigere Businessthemen wie „Authentizität im Influencer Marketing“, „FinTech Stammtisch Berlin“ oder „So sammelst du als Start-up erfolgreich Geld ein“. Hinzu kommt die Möglichkeit, wie bei der re:publica auch zwischen zwei Events hin- und herzuspringen – und dazwischen sich mal in einer kleinen Gruppe oder 1:1 zu treffen und auszutauschen. Einziger Unterschied: Jeder darf seine Themen als Event anlegen; es gibt keine Kommission, die ein Programm kuratiert.

Screenshot aus dem Clubhouse mit Staatsministerin Doro Bär
Wer diskutiert im Clubhouse natürlich sofort mit? Staatsministerin Doro Bär probierte das neue soziale Netzwerk gleich selbst aus.

„Clubhouse ist wie ein Radio, in dem alle mitreden können“

Einer der Ersten, mit dem ich heute im Gespräch war, hat gesagt: „Ich habe ja zunächst einen Chat vermisst. Aber dann dachte ich mir: Den braucht es gar nicht.“ Clubhouse folgt dem Podcast-Boom und setzt komplett auf Audio. In den Diskussionen kann sich jeder zu Wort melden, muss aber vom Moderator aufgerufen werden. Deshalb sagte eine Freundin: „Clubhoue ist wie ein Radio, in dem alle mitreden können.“ Wie „Mensch, Otto“ mit Moderator Thorsten Otto auf Bayern1 könnte man sagen. Nur dass es eben nicht nur einen Gast gibt, sondern jeder kann etwas beitragen, wenn er zu dem Thema etwas zu sagen hat. Oder man kann eben einfach nur zuhören.

„Clubhouse löst ja sogar Tinder ab“

Auf den ersten Blick bin ich vor allem auf Business-Themen gestoßen, die (wie oben beschrieben) auch auf der re:publica genauso im Programm stehen könnten. Clubhouse ist aber weit mehr: Freizeit, Sport, Work-Life-Balance, guter Wein oder die „First Clubhouse Stand up Comedy Show“ gehören genauso dazu. „Clubhouse löst ja sogar Tinder ab“, findet eine Freundin, die einen Flirt-Channel entdeckt hat.

Und was ist Clubhouse noch alles?

Clubhouse ist natürlich auch ein soziales Netzwerk. Ich habe fast alle Freunde aus Facebook, Twitter und LinkedIn gleich wieder getroffen. Mit denjenigen, die ich in Talks neu kennengelernt habe, habe ich allerdings mich meist verabredet, dass wir uns auf LinkedIn & Co. auch noch vernetzen, um in Kontakt zu bleiben. „Hier ist es noch zu unübersichtlich“, hat eine neue Bekannte in einem Event beispielsweise gesagt.

Das Clubhouse ist auch eine Art Live-Podcast. Brandaktuell kann man auf Themen eingehen. „Was mit Medien“ von Daniel Fiene habe ich auch sofort entdeckt.

Was ist das Clubhouse aber nicht?

Bis auf das eigene Profilbild lädt man keine Fotos hoch. Es ist also so ziemlich das Gegenteil von Instagram. „Puh, ich dachte schon, jetzt geht gleich die Cam an“, hat ein Newby im Clubhouse gesagt, um zu ergänzen: „Ich fand das mal richtig wohltuend, dass es nicht – wie diese ganzen beruflichen Dinge – mit Kamera funktioniert.“ Eine weitere Teilnehmerin stimmte zu: „Ich bin gerade spazieren und kann es nutzen. Ich finde es auch super, dass es ohne Cam geht.“

Clubhouse – wie ein neues soziales Netzwerk an einem Wochenende durchstartet

Als ich gestern die Einladung von einer Freundin via iMessage erhalte habe („Hey Markus, I have an invite to Clubhouse“), habe ich ihr noch zurückgeschrieben: „Ich glaube, Dein Konto wurde gehackt. Ich habe einen Spam von Dir bekommen.“ Denn unter der Einladung war auch noch ein Bild, das auf den ersten Blick auch auf eine Single-Börse verweisen hätte können. Keine 24 Stunden später habe ich selber schon das erste Event eingestellt, bei den Machern nach einem „Club“ angefragt und mit so vielen Menschen kommuniziert wie in den vergangenen Wochen und Monaten über Facebook, Instagram und Twitter zusammen nicht mehr.

Screenshot der Clubhouse-App
Die neue Social-Media-App Clubhouse erobert an einem einzigen Wochenende Deutschland – und begeistert durch seine innovative Frische.

Clubhouse hat an nur einem Wochenende die Social-Media-Landschaft in Deutschland auf den Kopf gestellt. Es ist ein soziales Netzwerk, das zum einen Livekommunikation, zum anderen Audio in den Mittelpunkt stellt. Man kann ganz schnell einen Club gründen und mit Freunden sich austauschen, aber auch mit Fremden zu Themen, zu denen man sich verabredet. Ich weiß nicht, wie lange mich diese App faszinieren wird. Sie hat aber irgendetwas Frisches, Innovatives, auf das man beim Facebook-Konzern bisher vergebens warten musste.

Erstaunlich, wie schnell man auch im Clubhouse wieder seine ganz alten Bekannten findet. Die Social-Media-Karawane hat sich nicht neu formiert. Sie ist einfach weitergezogen. So schnell habe ich gar nicht geschaut, war ich schon mit einer Freundin im Audio-Talk. Es hat keine fünf Minuten gedauert, da kam noch ein weiteres bekanntes Gesicht dazu und wir haben uns zu Dritt weiterunterhalten.

Clubhouse funktioniert bislang nur auf dem iPhone. Wohl auch deshalb kam die Einladung via iMessage. Und man braucht eine Einladung, was für eine gewisse Exklusivität sorgt. Meine zwei Einladungen, die ich wiederum aussprechen durfte, habe ich schon verschickt. Ich bin mal gespannt, wen ich dann gleich zu unserem ersten Event im Clubhouse treffe…

Der MedienCampus Bayern – neu positioniert als „Netzwerk der bayerischen Medienstudiengänge“

Genau zehn Jahre ist es her, dass ich am 1. Juli 2010 mitten während des Filmfests München als Geschäftsführer des MedienCampus Bayern begonnen hatte. Innerhalb von sechs Jahren konnten wir den Dachverband für Medienaus- und -fortbildung gemeinsam mit dem neu gegründeten MedienNetzwerk Bayern zur Medienstandortagentur für den Freistaat Bayern weiteraus- bzw. aufbauen. Seit April 2016 bin ich Professor an der TH Nürnberg. Es freut mich sehr, dass ich als neu gewähltes Vorstandsmitglied des MedienCampus diesen Verein nun wieder weiter begleiten darf.

Der MedienCampus Bayern gibt sich künftig eine neue Positionierung. Dies hat die Vorstandsvorsitzende Prof. Renate Hermann in einem lesenswerten Interview vorgestellt. Der 1998 gegründete Verein will sich auf die Rolle als „Netzwerk der bayerischen Medienstudiengänge“ fokussieren. „Nirgendwo sonst sind alle Studiengänge aus dem Medienbereich in einem einzigen Verein gebündelt: von Journalismus, Journalistik und Kommunikationswissenschaft über Film, Animation, Design, VFX und Gamedesign bis hin zu Medieninformatik, Medienmanagement und Medientechnik“, sagt Renate Hermann.

Prof. Renate Hermann will den MedienCampus Bayern als „Netzwerk der bayerischen Medienstudiengänge“ neu positionieren.

Hintergrund ist, dass die Bayerische Staatskanzlei, die schon bei der Gründung des MedienCampus dabei war, die institutionelle Förderung eingestellt hat. Deshalb muss sich der MedienCampus auf Kernaufgaben konzentrieren. Und gerade in diesem Netzwerk der bayerischen Medienstudiengänge sieht der neu gewählte Vorstand den USP des auf rund 120 Mitglieder gewachsenen Vereins. Der Verein soll – so die Vorstandsvorsitzende Renate Hermann – mit neuem Schwung ins neue Jahr starten und seine Arbeit in jedem Fall fortsetzen. „Diesen Schatz wollen wir bewahren und die daraus resultierenden Möglichkeiten noch stärker ausspielen“, betont die hauptberuflich an der Hochschule Ansbach tätige Medien-Professorin.

Projekte für das Jahr 2021

Auch wenn es künftig keine Geschäftsstelle und Geschäftsführung beim MedienCampus mehr gibt, sind erste Projekte fürs Jahr 2021 bereits in Planung: Organisiert von der TH Nürnberg gibt es im Sommersemester 2021 eine Ringvorlesung Medien- & Digitalethik. Die Uni Bamberg plant eines Jahrestagung der bayerischen Medien-Professoren mit dem Themenschwerpunkt Medienstudiengänge während Covid19, die Hochschule Augsburg die Wiederaufnahme des „GamesCampus“ als Jahrestagung der bayerischen Games-Professoren, und die Hochschule Ansbach will eine Summer School für Studierende aller bayerischen Hochschulen und Universitäten ausrichten, um neue Konzepte für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk zu entwerfen.

Wie in einem Sportverein gilt künftig auch verstärkter denn je: Der MedienCampus lebt von seinen (institutionellen) Mitgliedern. Es gibt keine zentralen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mehr, die die Orga für Events übernehmen.

Als „Netzwerk der bayerischen Medienstudiengänge“ wird der MedienCampus Bayern aber in jedem Fall auch in Zukunft ein wichtiger Bestandteil des Medienstandorts Bayern bleiben.

Der digitale Bürgermeister: Social Media für Kommunalpolitiker

Gemeinsam mit der Akademie für Politische Bildung Tutzing veranstalten wir am 6. Oktober in Tutzing und am 7. Oktober in Nürnberg die Tagung „Der digitale Bürgermeister: Social Media für Kommunalpolitiker“. Die Bandbreite ist riesig, wie gut, wie schlecht oder manchmal auch überhaupt nicht soziale Netzwerke von Landrätinnen und Landräten, Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern und Kreis-, Stadt- und Gemeinderätinnen eingesetzt werden.

Häufig fehlt bei den Social-Media-Auftritten die zentralste aller Fragen: Was will man mit seinen Aktivitäten eigentlich erreichen? Ohne die Zielsetzung zu definieren, lässt sich natürlich auch keine Zielgruppe festlegen und damit auch nicht, welche Kanäle sinnvoll sind. Hier lohnt es sich, etwas Zeit zu investieren, um ein gutes Angebot für die Bürgerinnen und Bürger machen zu können – oder aber (je nach Zielsetzung) auch zur internen Kommunikation zum Beispiel via WhatsApp für eigene Parteimitglieder. Hier lohnt es sich, auch eine Persona zu erstellen. Dadurch sieht der Politiker, welche Kanäle (Facebook, Instagram, Snapchat, Twitter, Pinterest etc.) er am besten nutzen sollte und auch welche Themen und wie er diese spielt.

In jedem Fall sollte der Politiker seine Social-Media-Kanäle nicht in erster Linie dafür nutzen, um einfach nur zu dokumentieren, welche Termine er wahrgenommen hat. Ehrungs- und Handschüttel-Bilder wie in Lokalteilen von Tageszeitungen reißen keine User vom Hocker. Oft lohnt es sich auch hier, etwas mehr Zeit in die Produktion von Inhalten zu investieren, um diese zumindest in der eigenen Kreisstadt „sharable“ zu machen, also sie so gut aufzubereiten, dass sie häufig geteilt werden.

Kommunikationskonzept: eigene Darstellung von Markus Kaiser

Natürlich gibt es ein paar Trends, die man für sein Konzept zumindest kennen sollte:

  1. Die Social-Media-Kanäle differenzieren sich immer stärker aus. Natürlich muss kein Kommunalpolitiker auf TikTok sein (und sollte auch nur die Kanäle nutzen, für die er authentisch Inhalte produzieren kann). Es gilt aber stark zu überlegen, welche Netzwerke sinnvoll sind. Wenn man wenig Zeit hat, sollte man sich lieber fokussieren, als alles zu bespielen.
  2. Fotos und Videos werden immer wichtiger. Einfach nur einen Text zu posten, geht in der Vielzahl der Beiträge unter. Diese zunehmende Bedeutung zeigt sich auch darin, dass Facebook als soziales Netzwerk laut ARD/ZDF-Onlinestudie stagniert, während Instagram zulegt.
  3. Live-Streaming bietet einen direkten Weg zum Bürger. Bei der Tagung in Tutzing und in Nürnberg wird Ralph Edelhäußer, Bürgermeister der mittelfränkischen Kreisstadt Roth, zum Beispiel berichten, wie er digitale Live-Bürgersprechstunden via Facebook abhält.
  4. Die Story-Funktion (wie bei Instagram) bietet die Möglichkeit, auch ganze Geschichten multimedial zu erzählen. Dadurch können viel mehr Inhalte transportiert werden als in einem gewöhnlichen Post. In der Landespolitik nutzen dies beispielsweise Digitalministerin Judith Gerlach und die Grünen-Politikerin Katharina Schulze bereits stark. Anregungen kann man sich zum Beispiel auch bei der „News-WG“ des Bayerischen Rundfunks holen.
  5. Neben den sozialen Netzwerken sollte man als Homebase auch einen eigenen Blog und seine eigene Website als eine Art Visitenkarte nicht vernachlässigen.
  6. Es ist wichtig, dass man nicht nur seine eigenen Social-Media-Kanäle durch eigene Posts bespielt, sondern auch in den Gruppen dabei ist und bei den anderen mitdiskutiert, bei denen man selbst etwas zu sagen hat. Sonst dreht man sich nur im Kreis um seine eigene Blase.
  7. Journalisten nutzen selbst inzwischen verstärkt Social Media. Mit pfiffigen Posts schafft man es vielleicht vom eigenen Profil in die Landkreis-Zeitung oder zumindest deren Internetauftritt.
  8. Qualität ist besser als Quantität. Denn sonst können die eigenen Aktivitäten viel zu leicht verpuffen.

Wie sich Fernsehsender wandeln müssen

Guido Vogt legt einen speziellen Fokus auf lineare Fernsehsender, was die digitale Transformation betrifft. In seinem Buch „Fernsehsender beraten“ geht er sehr strukturiert und analytisch vor, wie sich RTL, ProSieben, WDR & Co. umstrukturieren müssen, statt gegen Streamingdienste wie Netflix nur zu wettern und – wie er es formuliert – „den Zuschauern einen souveränen Umgang mit der Nutzung von Video-on-Demand-Angeboten“ abzusprechen.

Das Buch bietet aber nicht nur eine gute Analyse und versucht Awaress bei Fernsehsendern zu wecken. Es kann für Innovations- und Veränderungsmanager auch eine gute Anleitung sein, wie man beim digitalen Wandel vorgehen kann. Das Werk zeigt wieder einmal deutlich auf, dass Change Management methodisch zwar erst einmal unabhängig von der Branche funktioniert, dass es aber doch für die Akzeptanz und Nuancen sehr wichtig ist, mit einer Innenansicht an die Veränderungsprojekte heranzugehen.

Das Buch geht sehr in die Tiefe und erklärt auch Methoden der Organisationsentwicklung wie Teamentwicklung, Konfliktmanagement, Coaching und Innovationsberatung. „Die Kernidee der Organisationsentwicklung entstammt der sogenannten Human Relations-Bewegung. Diese stellt den Menschen und sein Verhalten in den Mittelpunkt“, schreibt Vogt. Ein lesenswertes Buch!

Guido Vogt: Fernsehsender beraten. Organisationsentwicklung, Innovationsstrategien und Change Management, Baden-Baden 2019 (Nomos).

Unser Buch „Change Management in der Kommunikationsbranche“ ist erschienen

Unser Buch "Change Management in der Kommunikationsbranche. Veränderungsprozesse in Medienunternehmen und in der Unternehmenskommunikation" von Nicole Schwertner und Markus Kaiser ist bei SpringerVS erschienen und ab sofort im Buchhandel erhältlich.
Unser Buch „Change Management in der Kommunikationsbranche. Veränderungsprozesse in Medienunternehmen und in der Unternehmenskommunikation“ von Nicole Schwertner und Markus Kaiser ist bei SpringerVS erschienen und ab sofort im Buchhandel erhältlich. Foto: Markus Kaiser

Digital statt Großraumbüro: Das Ende des klassischen Newsrooms?

In den vergangenen Jahren haben zahlreiche Medienunternehmen, aber auch Kommunikationsabteilungen von Unternehmen Newsrooms eingerichtet. Wände wurden herausgerissen, neue Organisationsstrukturen und Abläufe etabliert und immer weiter verfeinert. Und dann kam Corona. Die Redaktionen waren (bzw. sind es zum Teil noch) verwaist. Von einem Tag auf den anderen wurde remote gearbeitet.

Im Newsroom 2.0 könnten sich Journalistinnen und Journalisten digital vernetzen und aus dem Café arbeiten, statt im Großraumbüro zu bleiben. Foto: Pixabay

Was kommt jetzt? In verschiedensten Branchen ist es nicht mehr vorstellbar, dass das Rad komplett zurückgedreht wird, jeder wieder jeden Tag brav ins Büro spaziert und nine to five arbeitet. Corona kann man als Katalysator für neue Arbeitsweisen betrachten; der Virus hat New Work den Weg bereitet. New Work war aber auch ohne Corona schon länger ein großes Thema – vor allem bei den jüngeren Arbeitnehmer/innen. Sie wollten sich weder diktieren lassen, wann sie arbeiten (unter tags? nachts?), noch an welchem Ort (Café? Strand? Homeoffice? Multispace? Coworking?) noch auf welche Weise. Nur wer auf die Bedürfnisse dieser Generation eingeht, wird auch weiterhin die besten für sich werben können.

Deshalb lohnt es sich, den klassischen Newsroom neu zu denken. Wie kann ein digitaler Newsroom aussehen, bei dem die Redakteurinnen und Redakteure nicht in einem Raum sitzen? Welche (Planungs-)Tools braucht es? Welche fixen Konferenzzeiten? Welche Abläufe? Welche Rollen für Mitarbeiter/innen? Und wie stellt man den Informationsfluss sicher, ohne dass es aber auch ein zu viel an Infos gibt.

Es lohnt sich für Medienunternehmen und die Unternehmenskommunikation, diese Fragen für einen digitalen Newsroom zu stellen. Und Redaktionen und Unternehmen, die derzeit einen gigantischen neuen Newsroom vielleicht sogar bauen wollen, sollten zunächst einmal die digitale Alternative durchspielen – nicht dass sie umsonst viel Geld in den Sand setzen.

Zoom, Moodle, Teams & Co.: Learnings aus dem digitalen Semester

Anfang März schien das Sommersemester 2020 ja noch ganz normal zu starten. Ich hatte alle Seminarpläne vorbereitet, meine PowerPoint-Folien weitgehend fertig, die Sitzungen konzipiert. Und dann kam Corona. An den Universitäten und Hochschulen wurde auf digitale Lehre umgestellt, was mal holprig (technische Ausstattung und anfangs die Kapazitäten zum Beispiel für Adobe Connect), mal super funktionierte. Ein paar Sachen habe ich aus diesem besonderen Semester mitgenommen:

1. Zoome nie länger als 90 Minuten

Digitale Seminare sind anstrengender als Präsenzlehre. Sie ermüden schneller. Ein didaktischer Wechsel ist wichtig. Zwar kann man zum Beispiel bei Zoom auch Break-out-Sessions für Gruppenarbeiten nutzen. Die besten Erfahrungen habe ich aber gemacht, wenn ich von Beginn an das Seminar abwechslungsreich konzipiert hatte: 60 Minuten Zoom, dann schaut sich jeder drei zehnminütige Referate als Video an, dann gibts einen Aufsatz als pdf zu lesen, dazu Fragen per Mail einzureichen – und man trifft sich wieder via Zoom zum Diskutieren. Das ist in der Konzeption und Planung zwar viel aufwändiger, das Feedback der Studierenden war hier aber wesentlich besser.

2. Die Kamera ist wichtig für einen Seminarcharakter

Die Süddeutsche Zeitung hat mit dem Titel „Generation unsichtbar“ darüber berichtet, dass angeblich Studierende nur ungern ihre Webcam in Seminaren einschalten. Um ganz deutlich zu sein: Dann handelt es sich auch nicht um ein Seminar, sondern um eine reine Vorlesung mit kaum Interaktionen. Ich bitte jeweils zu Beginn meine Teilnehmerinnen und Teilnehmer, die Cam einzuschalten. Letztlich entsteht dadurch in der Regel eine sehr gute Seminaratmosphäre. In einem Seminar habe ich leider auch erlebt, dass niemand die Cam einschalten wollte, was dann auch zu langen Monologen meinerseits (dann aber auch ohne Cam von mir) geführt hat. Meine Erfahrung: In solche Fällen macht synchrone Live-Lehre keinen Sinn. Dann kann man gleich auf einen Podcast verlinken.

3. Ausrüstung ist wichtig

Egal, ob Dozierende oder Studierende: Digitale Lehre erfordert Equipment. Weil die meisten Hochschulen und Universitäten (wie zum Beispiel die Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg oder die TH Nürnberg) schon angekündigt haben, das Wintersemester 2020/2021 wird auch zumindest weitgehend digital stattfinden, ist jetzt Zeit zu schauen, wo man nachrüsten muss: Klar, eine Webcam gehört zur Standardausrüstung. Sinnvoll sind dann noch ein externes Mikrofon und eine stabile Internetverbindung (übrigens klappt bei einem sehr hohen Datentarif Zoom auch sehr gut via Hotspot durch das LTE vom Smartphone).

4. Dialoge oder Aufgaben statt Monologe

Ich habe die Erfahrung gemacht, dass kleine Aufgaben in einem Online-Seminar bei Studierenden sehr gut angekommen. Oder zumindest Dialoge statt Monologe. Klar, ich vermute mal, manchen wird dies auf die Nerven gehen, die sich nur einloggen wollen und dann noch ein Stündchen im Bett schlummern. Aber dann macht ein Online-Seminar ja sowieso keinen Sinn. Deshalb setze ich inzwischen sehr stark auf Interaktion.