Ganz so einfach war es gar nicht, Journalistinnen und Journalisten zu ethischen Aspekten im Roboterjournalismus zu befragen. Thomas Zeilinger, Professor für Christliche Publizistik an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, und ich haben für unsere Studie festgestellt, dass sich noch relativ wenige wirklich tief mit dem Thema automatisierter Textgenerierung beschäftigt haben. Unsere Ergebnisse haben wir in dieser Woche auf der Jahrestagung des Netzwerks Medienethik und der Deutschen Gesellschaft für Publizistik und Kommunikationswissenschaft an der Hochschule für Philosophie in München vorgestellt.

117 Teilnehmerinnen und Teilnehmer haben sich am Online-Fragebogen im Januar 2020 beteiligt, darunter 88 Journalistinnen und Journalisten, 23 Ausbilderinnen und Ausbilder und sechs Vertreter von Journalismus-Verbänden. Wenig überraschend war die Antwort auf die Frage, ob automatisch generierte Texte als solche gekennzeichnet werden sollten: 79 Prozent der Befragten antworteten mit „Ja“, 18 Prozent mit „Nein“ und 3 Prozent mit „Weiß nicht“. Das freie Eingabefeld, wie diese Kennzeichnung gemacht werden sollte, wurde von keinem einzigen Teilnehmer ausgefüllt. Unsere Schlussfolgerung: Wir haben die „sozial erwünschten“ Antworten erhalten, aber wir stellten nur wenig Engagement fest, sich Gedanken darüber zu machen, wie dies am besten aussehen könnte. Und vermutlich hatten sich viele bisher damit noch zu wenig beschäftigt, um eine dezidierte Meinung zu haben, ob dies mit einer Autorenzeile, einem Kürzel, einem Logo oder einem Hinweissatz unter dem Textbeitrag sein sollte.

Medien und Wahrheit war das Thema der Jahrestagung in München
Deutlich sprachen sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer dafür aus, dass es Standards für die Kennzeichnung von Roboterjournalismus geben sollte und nicht jede Redaktion je nach Design der eigenen Website eine selbstständige Entscheidung trifft. 78 Prozent plädierten für allgemeingültige Standards, 20 Prozent waren der Ansicht, das sollte jede Redaktion selbst festlegen und 2 Prozent antworteten mit „Weiß nicht“. Auf die Frage, wer denn diese Kennzeichnung regeln sollte, gab es für das freie Textfeld nur sieben Antworten: der Deutsche Presserat (4), der Gesetzgeber (1), ein Redaktionsstatut (1) und die Redaktion (1).

Google bietet in der erweiterten Suche ja verschiedenste Möglichkeiten, etwa wie in diesem Bild die spezifische Suche nur nach pdf-Dokumenten (analog funktioniert dies mit filetype: docx auch für Word und andere Dokumente) oder nur auf bestimmten Websites mit site:zeilingers-zeilen.de etc. Wir haben deshalb gefragt, ob Suchmaschinen eine Einstellung anbieten sollten, dass man speziell nach vom Menschen bzw. von einer Software verfassten Texten suchen können sollte. Etwas überraschend wird darin von den 177 Befragten gar kein Mehrwert gesehen. Nur 32 der 177 Befragten (27 Prozent) wünschen sich diese Funktion, 83 (71 Prozent) nicht und 2 Prozent gaben „Weiß nicht“. an.
Einen großen Unterschied stellten wir zwischen den befragten Gruppen fest, ab wann die Teilnehmerinnen und Teilnehmer erwarten, dass Roboterjournalismus im deutschsprachigen Raum eine bedeutende Rolle spielen werde: Hier zeigte sich, dass der Großteil der Journalismus-Ausbilderinnen und -Ausbilder innerhalb von ein bis zwei Jahren damit rechnet, während die Journalistinnen und Journalisten dies erst innerhalb von drei bis fünf Jahren erwarten.
Am Montag, 12. Oktober 2020, werden wir das Thema Roboterjournalismus bei der Ringvorlesung Medien & Daten der TH Nürnberg vertiefen. Dazu spricht ab 19.00 Uhr Saim Alkan von AX Semantics (Bahnhofstr. 90 in Nürnberg, Hörsaal BB.103).